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(Sigmar Gabriel bildete vom 15. Dezember 1999 bis zum 4. März 2003 die Landesregierung von Niedersachsen. Danach wurde Hans-Heinrich Sander im Kabinett Wulff erst Umweltminister, 2008 dann Minister für Umwelt und Klimaschutz.) Mehr zu diesem Minister auf der Seite “Sander”
Archivierte Meldung (aus dem Archiv des TAH, gefunden von Dieter Klenke - Link am Fuß der Seite -)
Donnerstag, 16. Januar 2003
Vom Verfall bedrohtes Kleinod steht vor seiner Rettung
Polle (16.01.03). Einen Kilometer von der Fährstelle an der Weser entfernt und in unmittelbarer Sichtweite der Poller Burgruine liegen idyllisch die Gebäude der alten Domäne Heidbrink. Weit genug entfernt vom allgemeinen Verkehr und damit auch von Besuchern. Diese Domäne, im Besitz des Landes Niedersachsen, wird zwar heute noch in einem Betriebsverbund als konventioneller Ackerbaubetrieb bewirtschaftet, doch ist ihr Bekanntheitsgrad im Weserbergland aufgrund ihrer abgeschiedenen Lage so ziemlich auf das nähere Umland begrenzt.
Es tut sich was auf dem Domänenhof Heidbrink.
Diese Dornröschen-Situation hat über viele Jahrzehnte den besonderen Reiz der Domäne ausgemacht, ihr letztlich aber den schleichenden Verfall eingebracht. Die hier einstmals lebenden und vielfach auch arbeitenden Familien sahen den idyllischen Standort natürlich oftmals anders denn um nach Polle zu gelangen, war stets eine Fährenbenutzung zwischen geschaltet. Alles war umständlich, der Schulbesuch ebenso wie das Einkaufen. Und so blieb es nicht aus, dass die Bewohner die Domäne nach und nach verließen und umsiedelten. Zurück blieb die zum Teil denkmalgeschützte Bausubstanz. Zudem griffen auch auf dieser Domäne die Umstrukturierungen in der Landwirtschaft. Die Nutzungskonzepte wurden zeitgemäß angepasst. So entfielen wiederum Arbeitsplätze und dementsprechend blieben weitere Wohngebäude ungenutzt. Auch für große Wirtschaftsgebäude bestand keine Verwendung mehr. Sie standen leer und der Verfall zog ein.
Und dieser Verfall hat sich in den zurückliegenden Jahren logischerweise zunehmend fortgesetzt und zu einer Bedrohung großer Anlagenteile geführt. Da war es bislang gewissermaßen nur ein Tropfen auf den heißen Stein, dass sich hier Individualisten ansiedelten und den Verfall mehrerer Gebäude durch Sanierung und Nutzbarmachung stoppten. Aber es war ein sehr sinnvoller Anfang, der schließlich zuständige Behörden des Landes Niedersachsen auf den Plan rief, die sich zu einer Rettungsaktion größeren Umfangs einsetzten und die Sanierungsmaßnahmen an den mehr als nur maroden Stallungen und Scheunen initiierten. Diese Arbeiten laufen nun seit einiger Zeit und zeigen erste Erfolge. Zur Verfügung gestellt wurden dafür übrigens mehr als 280.000 Euro.
Aber nur Sanieren war der Bezirksregierung in Hannover einfach nicht ausreichend. Der Domäne soll ein komplett neues Konzept „verpasst“ werden. So wurde entschieden, und hieran sind neben dem Flecken Polle auch der Naturschützer vom BUND maßgeblich beteiligt. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie soll herausgefunden werden, was sich auf dem Heidbrink möglich machen lässt.
Nach den Vorstellungen der Bezirksregierung soll das Standortpotential der Domäne Heidbrink für die wirtschaftliche und insbesondere die touristische Entwicklung der Region genutzt und eine Umstrukturierung zu einem ökologisch bewirtschafteten Erlaubnisbauernhof mit Produktion, Verarbeitung und Vermarktung regionaler Produkte angestrebt weden. Dem Betrieb wird eine Hüteschäferei angeschlossen, die mit der Pflege von Kalkmagerrasen und Streuobstwiesen in den angrenzenden Naturschutzgebieten sowie dem FFH-Gebiet „Rühler Schweiz, Burgberg, Heinser Klippen“ einen Beitrag zum Naturschutz und einer touristisch attraktiven Kulturlandschaft leistet.
Durch das angestrebte Projekt entstehen direkt und indirekt Arbeitsplätze im ländlichen Raum bei Zulieferern, bei hier anzusiedelnder Gastronomie mit eventueller Beherbergung. Auch kleinbäuerliche Betriebe in der Umgebung erhalten durch eine Kooperation die Möglichkeit eines zusätzlichen Einkommens. Bei zwei Betrieben mit ökologischem Landbau aus der Umgebung besteht bereits reges Interesse, sich hier ebenfalls mit einzubringen.
Weserradweg verlegen
Grundsätzlich keine Bedenken bestehen bei der Denkmalschutzbehörde in Hinsicht auf die Umnutzung des rund 500 Quadratmeter großen ehemaligen Stallgebäudes und gegenüber dem ausgewogenen Nutzungskonzepts unter anderem mit den Schwerpunkten Touristik (Rad- und Bootswandern sowie Wandern allgemein), gastronomisches Angebot, Verkauf regionaler Produkte, Naturpflege sowie Haltung historischer Haustierrassen. Dabei sollen auch die Nutzungsmöglichkeiten weiterer angrenzender Gebäude mit einbezogen werden.
Auch die Neutrassierung des Weserradweges, der jetzt mit dem Verlauf der Kreisstraße nach Reileifzen identisch ist, ist nach Auskunft von Regierungspräsidentin Kruse durchaus möglich, so dass Deutschlands beliebtester Radweg zukünftig über das weite Hofgelände der heute noch tief verträumt liegenden Domäne Heidbrink verlaufen kann. Das wiederum hat zur Folge, und ist in den Augen aller Beteiligten als sehr wünschenswert anzusehen, dass dann einerseits ein neues touristisches Highlight mit historischem Ambiente im Rahmen eines „sanften Tourismus“ von Wanderern per Rad, Boot, zu Fuß oder auch mit dem Auto aufgesucht und genutzt werden kann.
http://www.tah.de/119.html?&cHash=3c30a14a82&tx_ttnews[backPid]=12&tx_ttnews[pointer]=3&tx_ttnews[sw ords]=Heidbrink&tx_ttnews[tt_news]=18349 |